Wien (OTS) – Zum Schulstart macht die Caritas auf die größer werdende
Bildungsschere in Österreich aufmerksam. „Die aktuellen Entwicklungen
im Bildungsbereich bereiten uns große Sorgen. Bildung wird für
Familien mit geringem Einkommen immer mehr zur finanziellen
Zerreißprobe. Die Folge: Kinder, die aus armutsbetroffenen Familien
kommen, bleiben oft auf dem Bildungsweg zurück“, so Caritasdirektor
Klaus Schwertner beim Start der diesjährigen Schulstartaktion der
Caritas in Wien. „Bildung wird in Österreich – so wie Armut – immer
noch vererbt. Sozialer Hintergrund und Einkommen der Eltern
entscheiden oft stärker über den Bildungsweg der Kinder als Talente
oder Fleiß. Gleichzeitig sehen wir: Es gibt zehntausende Menschen,
die täglich hart dafür arbeiten, um möglichst alle Kinder gut auf
ihrer Bildungsreise zu begleiten – engagierte Pädagoginnen und
Pädagogen, innovative Schulleitungen, Eltern und nicht zuletzt
zahlreiche Freiwillige, die die Kinder bestmöglich unterstützen. Und
auch in den für die Familien kostenlosen Lernhilfe-Projekten der
Caritas zeigt sich jeden Tag, wie viel Potentiale in den Kindern
stecken und was mit zusätzlicher Unterstützung gelingen kann. Machen
wir uns also nicht klein. Machen wir die Kleinen groß! Die
Bundesregierung ist gefordert, deutlich mehr im Bildungsbereich zu
tun. Denn Bildung ist nicht nur ein Grundrecht, sondern auch die
beste Armutsprävention.“
Caritas Schulstartaktion entlastet Familien in Not
Die Caritas unterstützt mit der Schulstartaktion gezielt Familien
mit niedrigem Einkommen beim Start in das neue Schuljahr. An
unterschiedlichen Standorten der carlas können günstig Schulsachen
eingekauft werden – von Schultaschen über Federpenale bis hin zu
Kinderkleidung und Schreibtischen. Die Aktion gilt, solange der
Vorrat reicht. Schwertner: „Der Schulbeginn sollte für Kinder eine
Zeit der Vorfreude sein, doch für viele Familien bedeutet er vor
allem finanzielle Sorgen. Eltern müssen durchschnittlich rund 2.200
Euro pro Kind und Schuljahr ausgeben. Zusätzlich wurden im letzten
Jahr 168 Millionen Euro für private Nachhilfe ausgegeben. Das ist für
Familien an oder unter der Armutsgrenze einfach nicht leistbar. Immer
mehr Eltern müssen Abstriche bei der Förderung ihrer Kinder machen.
Der Bedarf an Unterstützung steigt.“ Die Caritas bittet daher
dringend um Spenden: Gut erhaltene Schulsachen können zu den
Öffnungszeiten in den carlas vorbeigebracht werden. „Die Rechnung ist
einfach: Je mehr Spenden wir erhalten, umso mehr Familien können wir
einen guten Start ins neue Schuljahr ermöglichen“, so Schwertner.
Hohe Bildungserfolge, aber auch lange Wartelisten bei Caritas-
Lernhilfen
In österreichweit 74 Lerncafés werden rund 2.200 Kinder durch
freiwillige Lernhelfer*innen unterstützt. Zusätzlich bietet die
Caritas der Erzdiözese Wien das Projekt FREI.Spiel an, wo Freiwillige
direkt in Schulen und Kindergärten mit den Schüler*innen lernen und
die Lehrkräfte vor Ort unterstützen. Aktuell wird das Projekt in 370
Klassen an unterschiedlichen Schulstandorten umgesetzt. Martina
Polleres-Hyll, Leiterin der Caritas-Bildungsangebote: „Kinder
erhalten in unseren Lerncafés und bei FREI.Spiel genau jene
persönliche Unterstützung, die in dieser Form im Schulalltag oft
nicht möglich ist. Die Freiwilligen sind für die Kinder nicht nur
Lernhelferinnen und Lernhelfer, sondern auch Bezugspersonen. Sie
vermitteln Zuspruch, Motivation und das Gefühl, etwas schaffen zu
können. 96 Prozent der Kinder gelingt es so auch, das Schuljahr
positiv abzuschließen. Das zeigt: Gute Bildungserfolge sind für alle
Kinder möglich – wenn wir ihnen eine Chance geben.“
Die Nachfrage in den Bildungsangeboten der Caritas ist hoch. Mehr
als 860 Kinder stehen auf der Warteliste der Lerncafés, bei
FREI.Spiel warten aktuell 86 Bildungsstandorte auf freie Kapazitäten.
In beiden Projekten werden deshalb dringend Freiwillige gesucht. Bei
Interesse bittet die Caritas um Kontaktaufnahme unter freiwillig@
caritas-wien.at .
Caritas fordert Maßnahmen im Bildungsbereich und
Kindergrundsicherung
Angesichts der wachsenden Bildungsungleichheit fordert die
Caritas auch weitere Reformen im Bildungsbereich. Schwertner: „Die
Herausforderungen sind nicht neu, aber sie haben sich in den letzten
Jahren verschärft. Positiv ist, dass sich die aktuelle
Bundesregierung für das Bildungsthema hohe Ziele gesteckt hat. Viele
Maßnahmen stehen jedoch unter Budgetvorbehalt und es fehlen konkrete
Zeitpläne. Die Uhr tickt: Rund 30 Prozent der Lehrkräfte gehen in den
kommenden Jahren in Pension, während die Zahl der schulpflichtigen
Kinder weiter steigt. Ohne ausreichend Ressourcen, bessere
Arbeitsbedingungen, multiprofessionelle Teams und gezielte Begleitung
von Quereinsteigerinnen wird es nicht gelingen, hier ausreichend
gegenzusteuern. Gleichzeitig braucht es endlich einen bundesweiten
Chancenindex, um vor allem benachteiligte Schulstandorte stärker zu
fördern.“ Einmal mehr fordert die Caritas auch eine viel
entschiedenere Bekämpfung von Kinderarmut: „Klar ist: Materielle
Armut gefährdet nicht nur das körperliche Wohlergehen der Kinder,
sondern auch ihre Bildungschancen. Es braucht endlich eine
Kindergrundsicherung, die allen Kindern in Österreich soziale
Teilhabe und Sicherheit garantiert. Nur so können wir Bildungsarmut
effektiv verringern und allen Kindern eine gute Zukunft ermöglichen!“
Zum Schulstart mit Spende unterstützen
Kinder und Familien in Not können zum Schulstart mit einer Spende
auf www.wirhelfen.shop :
–
Mit 10 Euro einen Tag im Lerncafé schenken
–
Mit 23 Euro armutsbetroffenen Kindern eine Schultüte schenken