Wien (OTS) – Strom ist ein besonders Gut – es ist unsichtbar und am
Ende liefern
alle Anbieter das genau gleiche Produkt. Eine aktuelle Studie des
Gallup Instituts kommt nun zu dem Schluss, dass die österreichischen
Stromkundinnen und -kunden dennoch sehr unterschiedliche Wünsche und
Erwartungen an ihren Stromlieferanten haben. Dabei lassen sich vier
grundlegende Typen von Kund:innen unterscheiden.
Der Strommarkt steht derzeit vor allem aufgrund gestiegener
Preise im Zentrum vieler Diskussionen. „Der Preis ist bei vielen
Kundinnen und Kunden ein wichtiger Aspekt bei der Wahl ihres
Tarifes“, erklärt Barbara Schmidt, Generalsekretärin von Oesterreichs
Energie. „Die Ergebnisse unserer Befragung zeigen aber klar, dass die
Annahme es gehe immer nur um den günstigsten Preis, deutlich zu kurz
greift. Auch Aspekte wie Nachhaltigkeit, Kundenservice, Innovationen,
digitale Angebote oder die Treue gegenüber bestimmten Marken spielen
eine wichtige Rolle bei der Wahl ihres Stromlieferanten“, so Schmidt.
Strommarkt: Zwischen Wechselbereitschaft und Rechtsunsicherheit
Dass die heimischen Kund:innen angesichts der vorhandenen Anbieter-
und Produktvielfalt immer öfter wechseln, bestätigte Anfang des
Monats auch die Regulierungsbehörde E-Control. Allein im ersten
Halbjahr 2025 haben sich rund 175.000 Stromkund:innen einen neuen
Lieferanten gesucht. Neben aktiven Kund:innen, die regelmäßig nach
dem für sie besten Anbieter suchen, gibt es aber weiterhin zahlreiche
Österreicher:innen, die die Verlässlichkeit langfristiger Verträge
bevorzugen.
„Aufgrund der bestehenden Rechtsunsicherheit in diesem Bereich
können die Lieferanten diesen gängigen Kund:innenwunsch derzeit
leider nicht befriedigen“, erklärt Schmidt. „Durch die unklare
rechtliche Situation gibt es derzeit auf dem Markt de facto nur
befristete Verträge.“ Die E-Wirtschaft fordert deshalb bereits seit
Langem ein rechtssicheres Preisänderungsrecht, dass es ermöglicht,
Preise auch in laufenden Verträgen anzupassen. „Was bei
Telefonrechnungen, Bankkonten oder Versicherungsverträgen
selbstverständlich ist, stellt bei Stromrechnungen derzeit ein
unkalkulierbares Risiko für Anbieter dar – das ist nicht im Interesse
unserer Kund:innen und sicher nicht im Interesse unserer
Lieferanten“, so Schmidt.
Um die unterschiedlichen Einstellungen und Bedürfnisse der
Österreicherinnen und Österreicher im Hinblick auf ihre
Stromversorgung erstmals österreichweit strukturiert zu erfassen, hat
das Gallup Institut im April 2025 im Auftrag von Oesterreichs Energie
eine repräsentative Befragung durchgeführt. Auf Basis dieser
Ergebnisse wurden im Rahmen einer Studie vier Grundtypen von
Stromkund:innen identifiziert:
– Moderne Technikaffine (22%)
Moderne Technikaffine sind Beamte, Arbeiter und Angestellte im Alter
von 14 bis 35 Jahren mit mittlerem Einkommen, die sowohl in urbanen
als auch ländlichen Regionen leben und überwiegend öffentliche
Verkehrsmittel oder flexible Mobilitätsformen wie Scooter und Mopeds
nutzen. Sie legen vor allem Wert auf günstigen Strom und schätzen die
Möglichkeit eines unkomplizierten Anbieterwechsels. Während
Nachhaltigkeit und energieeffiziente Geräte für sie weniger relevant
sind, interessieren sie sich stark für Smart-Home-Lösungen, neue
Produkte und aktuelle Trends. Sie bevorzugen digitale und
telefonische Kontaktwege, zeigen nur geringe Verzichtsbereitschaft
und sind neuen Marken oder Anbietern gegenüber offen eingestellt.
– Traditionelle Skeptiker (23%)
Traditionelle Skeptiker sind Beamte, Arbeiter und Angestellte über 60
Jahre, leben in ländlichen Regionen und verfügen meist über ein
geringeres Einkommen. Sie legen großen Wert auf eine sichere,
unterbrechungsfreie Stromversorgung und bevorzugen niedrige Preise
sowie einfache, verständliche Rechnungen. Nachhaltigkeit,
energieeffiziente Geräte oder moderne Technologien spielen für sie
eine geringe Rolle – wichtiger sind altbewährte Marken und leicht
bedienbare Produkte. Sie fühlen sich von Unternehmen oft bevormundet,
bleiben ihrem Anbieter in der Regel aber treu. Sie bevorzugen
Papierunterlagen gegenüber digitalen Lösungen und zeigen nur geringe
Verzichtsbereitschaft. Neuen Unternehmen oder Angeboten stehen sie
eher skeptisch gegenüber.
– Nachhaltige Energiesparer (26%)
Nachhaltige Energiesparer sind überwiegend 45- bis 65-jährige Beamte
oder Angestellte mit höherem Einkommen, die vor allem in städtischen
Regionen leben. Sie legen großen Wert auf Nachhaltigkeit und
Klimaschutz und bevorzugen Strom aus erneuerbaren Quellen, auch wenn
dieser teurer ist. In ihren Haushalten haben sie bereits zahlreiche
Energiesparmaßnahmen umgesetzt und legen großen Wert auf
energieeffiziente Geräte. An technischen Neuerungen wie Smart-Home-
Lösungen haben sie zwar nur mäßiges Interesse, doch sie zeigen eine
vergleichsweise hohe Verzichtsbereitschaft. Sie bleiben ihrem
aktuellen Anbieter meist treu und unterstützen den Ausbau
erneuerbarer Energien klar.
– Neo-Ökos (29%)
Neo-Ökos sind überwiegend urbane, einkommensstarke Selbstständige
oder Freiberufler in allen Altersklassen (25 bis 60 Jahre) mit
höherem Einkommen, die großen Wert auf Nachhaltigkeit, Klimaschutz
und Energieeffizienz legen. Sie sind bereit einen höheren Preis für
Strom aus erneuerbaren Quellen und für die Unterstützung bei
Energieeffizienzmaßnahmen zu bezahlen, wenn diese mit konkreten
Einsparungen verbunden sind. Sie schätzen vielfältige Tarifoptionen,
nutzen oder planen die Anschaffung eines E-Autos und zeigen
überdurchschnittliches Interesse an Smart-Home-Technologien und
innovativen Energielösungen. Mit hoher Bereitschaft zum persönlichen
Verzicht und einem starken Bekenntnis zum Ausbau erneuerbarer
Energien sowie öffentlicher Mobilität zählen sie zu den
progressivsten Kund:innentypen im Strommarkt.