„Der Maharadscha der Tasten“: Ö1 und ORF 2 zum 100. Geburtstag von Oscar Peterson

Wien (OTS) – Am 15. August jährt sich der Geburtstag des kanadischen
Jazzpianisten
und Komponisten Oscar Peterson zum 100. Mal. Ö1 widmet ihm aus diesem
Anlass „Hörbilder“ (9.8.), eine „Radiokolleg“-Reihe (11.-14.8.),
„Spielräume Spezial“ (15.8.) und eine „Ö1 Jazznacht“ (16.8.). In ORF
2 ist im „kulturMontag“ (15.9.) ein Peterson-Porträt zu sehen.

Die Ö1-„Hörbilder“ bringen am Samstag, den 9. August ab 9.05 Uhr
die Hommage „Der Maharadscha der Tasten“. Jazzfan Rudolf Buchbinder,
ein gefeierter Beethoven-Interpret, ist sich sicher: „Oscar Peterson
war einer der genialsten Pianisten der Geschichte.“ Dave Brubeck sah
das nicht anders: „Er war außerhalb jeder Kategorie.“ Die
Lebensbilanz des kanadischen Jazzpianisten lässt sich nur in
Superlativen ziehen. O. P., wie ihn seine Freunde nannten, stand 65
Jahre auf der Bühne, auch ein Schlaganfall, der ihn mit Ende sechzig
niederstrecke, vermochte ihn nicht zu stoppen. Zu den 200 Alben, die
Oscar Peterson einspielte – darunter ikonische Aufnahmen der
Jazzgeschichte – kamen noch etwa 400, auf denen der kanadische
Kosmopolit als Begleitmusiker zu hören war. Peterson wurde mit sieben
Grammies und 16 Ehrendoktoraten ausgezeichnet, dazu kamen acht „Hall-
of-Fame“-Ernennungen. Sein Kollege Duke Ellington würdigte ihn als
den „Maharadscha der Tasten“. „Oscar Peterson war ein Mainstream-
Pianist“, so das Urteil seines Biographen Johannes Kunz, „er war
alles andere als Avantgarde. Aber er hat den Bebop und die anderen
modernen Stile in unerhörter technischer Brillanz in sein Spiel
integriert.“

Die „Radiokolleg“-Reihe „Oscar Peterson und die Klavier-Frauen.
Die Kunst des Piano-Trios“ befasst sich damit, wie der Piano-Jazz
jenseits von Peterson aussieht und aussehen könnte – von Montag, den
11. bis Donnerstag, den 14. August jeweils ab 9.45 Uhr in Ö1. Am
Montag, den 11. August bietet „Der Meister“ einen Schnelldurchlauf
durch die Karriere Petersons. In „Karge Töne am Piano“ (12.8.) wird
der Klavierstil von Alice Coltrane Alternative zum Peterson-
Geschwindigkeitsrausch. In „Klavier und Klangfarbe“ (13.8.) sind
Musikerinnen zu hören, die sich statt mit schnellen Läufen lieber mit
Textur und Klangfarbenmelodien beschäftigen. Pianistinnen wie Marilyn
Crispell und Sophie Agnel nutzen den Flügel nicht nur im
traditionellen Sinne, sondern verwenden auch Präparierungen im Sinne
von John Cage. „Klavier und Politik“ heißt es dann am 14. August. Es
werden zwei Positionen dargestellt, die auf unterschiedliche Weise
die politischen Perspektiven des femininen Klavier-Jazz mitgestaltet
haben: Mary Lou Williams, die 15 Jahre älter war als Oscar Peterson,
galt als „First Lady of the Piano“ und verstand sich vor allem in
ihren späteren Jahren als Kulturarbeiterin, die das „black heritage“
betonte. Irène Schweizer wiederum war eine der ersten fulminanten
Free Jazz-Pianistinnen und entwickelte sich im Lauf ihrer langen
Karriere mit Ensembles wie der „Feminist Improvising Group“ oder „Les
Diaboliques“ auch zu einer politischen Aktivistin, welche die immer
noch männlich geprägte Jazzszene ordentlich aufmischte.

Zwtl.: Oscar Peterson live in Vienna 1968

Die Ö1-„Spielräume Spezial“ stellen am Freitag, den 15. August ab
17.10 Uhr den historischen Album-Meilenstein „We Get Requests“ in den
Mittelpunkt. In der langen Karriere Petersons entstanden viele
herausragende Aufnahmen mit großartigen Musikern. Aber sein Trio mit
dem Bassisten Ray Brown und dem Schlagzeuger Ed Thigpen wird in
Fachkreisen oft als die beste Band von Oscar Peterson bezeichnet.
1964 wurde mit „We Get Requests“ das letzte offizielle Studioalbum
des Trios für Verve Records veröffentlicht. Neben gut abgehangenen
Jazzstandards a la „Have you met Miss Jones“ wurden auf dem Tonträger
damals brandneue Songs wie „People“ oder „The days of wine and roses“
präsentiert.

Am Samstag, den 16. August ist in der „Ö1 Jazznacht“ (23.03 Uhr)
der Publizist, ehemalige Jazz-Impresario und Oscar-Peterson-Kenner
Johannes Kunz zu Gast im Studio. Kunz stellt seine kürzlich
veröffentlichte Biografie „Oscar Peterson: Portrait einer
Jazzlegende“ vor und präsentiert Aufnahmen des genialen, 2007
verstorbenen Tastenvirtuosen. Bei der Konzertaufnahme handelt es sich
um ein Fundstück aus dem ORF-Archiv, entstanden am 9. November 1968
im Wiener Konzerthaus. Da spielte Oscar Peterson gemeinsam mit Sam
Jones am Bass und Bobby Durham am Schlagzeug groß auf, u. a. in
seinen Interpretationen von Standards wie „Lil Darlin‘“, „Summer
Samba“, „Let‘s Fall In Love“ und „Somewhere“.

Zwtl.: „Black + White – Jazzlegende Oscar Peterson“ in ORF 2

Im „kulturMontag“ am 15. September um 23.15 Uhr in ORF 2 und auf
ORF ON steht das Porträt „Black + White – Jazzlegende Oscar Peterson“
auf dem Programm. Von niemand Geringerem als Duke Ellington als der
„Maharadscha der Tasten“ bezeichnet, gilt der Kanadier als einer der
technisch raffiniertesten und melodisch innovativsten Pianisten in
der Geschichte des Jazz. In seiner mehr als 70-jährigen Karriere hat
Peterson 200 eigene Alben veröffentlicht und ist auf etwa 400
weiteren zu hören, hat mehr Platten verkauft und mehr Konzerte
gegeben als jeder andere Pianist in der Geschichte der Jazzmusik.
Barry Avrich hat für seinen Film unzählige Archiv-Ausschnitte aus
Interviews und Konzertaufnahmen zusammengetragen und lässt Musik-
Größen wie Ella Fitzgerald, Quincy Jones, Herbie Hancock und Billy
Joel zu Wort kommen.