Wien (OTS) – Ein schnelles Frühstück vor dem Freibad, dort ein
Picknick inklusive
Nachtisch und abends eine Grillfeier – so oder so ähnlich sieht ein
klassischer Sommertag für viele Menschen in Österreich aus. Das weiß
auch die Lebensmittelindustrie und bietet eine breite Palette an
praktisch verpackten Lebensmitteln für unterwegs an. Doch genau hier
lauern gefährliche Ernährungsfallen. Anhand der Verpackungen ist die
Wahl zwischen ausgewogenen und nicht ausgewogenen Produkten nicht auf
den ersten Blick erkennbar und der aktuelle Sommer-Produkt-Check von
foodwatch zeigt: Allein die Getränke eines typischen Sommertages
sprengen die Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zum
Verzehr von Zucker. Cappuccino und Orangensaft zum Frühstück, Eistee
mittags im Freibad und ein Zitronen-Kracherl abends zum Grillen – das
liefert knapp 120 Gramm an freiem Zucker und entspricht über 30
Würfelzucker. Zum Vergleich: Die Weltgesundheitsorganisation
empfiehlt täglich höchstens 50 Gramm Zucker, also knapp 13 Würfel.
foodwatch fordert tiefgreifende Veränderungen im Supermarktregal:
weniger Zucker, klare Informationen und eine leistbare, gesunde
Auswahl. Solange die Lebensmittelindustrie weiter mit der Gesundheit
der Menschen spielt, steigt sowohl die Zahl ernährungsbedingter
Krankheiten als auch die Kosten im Gesundheitssystem. Eine mutige
Ernährungspolitik müsse hier entschieden gegensteuern und die
Konsument:innen wirksam schützen.
Zwtl.: Ernährungsfalle 1: flüssige Zuckerbomben
59 Prozent der Österreicher:innen nennen in einer Umfrage ein
süßes Getränk als Erfrischungs-Favorit im Sommer. Doch was harmlos
klingt, entpuppt sich als massiver Risikofaktor für Übergewicht,
Diabetes-Typ-2 und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
„Der Zuckergehalt von Getränken wird häufig unterschätzt – vor
allem, weil sie nebenbei konsumiert und in der persönlichen
Nährwertbilanz oft nicht mitgedacht werden“ so Miriam Maurer,
Campaignerin bei foodwatch Österreich.
Über 50 Länder steuern hier schon aktiv dagegen: mit einer Steuer
auf süße Getränke. In Großbritannien sank nach Einführung der Steuer
2018 der Zuckergehalt in Getränken drastisch, Kinder konsumierten
binnen eines Jahres über 50 Prozent weniger Zucker aus Limonaden.
Zwtl.: Ernährungsfalle 2: Mangelnde Orientierung im Supermarkt
Im Sommer greifen viele unterwegs zu verarbeiteten Lebensmitteln
– doch die Unterschiede in der Nährwertqualität sind enorm. Rund ein
Drittel der Menschen in Österreich kann Nährwerttabellen auf der
Rückseite von Verpackungen nicht richtig einschätzen. Der Nutri-Score
könnte hier Klarheit bringen: Mit einer einfachen Farbskala bewertet
er, wie ausgewogen oder unausgewogen ein Lebensmittel ist. Doch
österreichische Hersteller dürfen das Label bis heute nicht
verwenden.
„Konsument:innen wollen gesündere Entscheidungen treffen, doch
die Politik lässt sie im Dunkeln tappen. Der Nutri-Score würde
endlich Transparenz schaffen – verständlich und direkt auf der
Vorderseite der Verpackung. Dass er in Österreich immer noch keine
Rechtsgrundlage hat, ist ein untragbarer Missstand“ , kritisiert
Maurer.
Zwtl.: Ernährungsfalle 3: Gesunde Ernährung kostet mehr
Besonders alarmierend: foodwatch hat einen ausgewogeneren und
einen unausgewogeneren Beispiel-Sommer-Tag zusammengestellt. Die
ausgewogenere Variante ist um 22 Prozent teurer als die weniger
ausgewogene. Dass ein künstlich gesüßtes Erdbeereis günstiger ist als
echte Erdbeeren, zeigt laut foodwatch die Absurdität des
Lebensmittelsystems.
foodwatch fordert daher:
– Einführung einer Kracherl-Steuer auf süße Getränke
– Gesetzliche Grundlage für den Nutri-Score in Österreich
– Null Prozent Umsatzsteuer auf Obst und Gemüse
Die Ernährungsfallen im Sommer zeigen deutlich: Es bedarf einer
Ernährungspolitik, die die Gesundheit der Menschen anstatt der
Profite der Lebensmittelindustrie schützt.
Weiterführende Informationen:
Petition Kracherl-Steuer
Petition Nutri-Score
Petition Umsatzsteuer
Über foodwatch Österreich:
foodwatch Österreich setzt sich mit kraftvollen Kampagnen für die
Rechte der Konsument:innen im Lebensmittelbereich ein. Wir kämpfen
für transparente Informationen, den umfassenden Schutz der
Konsument:innen vor den Interessen der Lebensmittelindustrie sowie
sichere und gesunde Nahrungsmittel für alle. Unabhängig von Staat und
Wirtschaft finanziert sich foodwatch ausschließlich durch Spenden und
verzichtet auf Kooperationen mit Unternehmen oder politischen
Institutionen. So bleibt die Organisation frei und glaubwürdig in
ihrer Arbeit. foodwatch engagiert sich auf nationaler und EU-Ebene
für nachhaltige Veränderungen und ist derzeit in Deutschland,
Frankreich, den Niederlanden und Österreich aktiv.