Kinder- und Jugendpsychiatrie: Rechnungshof bestätigt Fortschritte – weiterer Ausbau notwendig

Wien (OTS) – Der aktuelle Rechnungshofbericht zur Kinder- und
Jugendpsychiatrie
bestätigt sowohl Fortschritte als auch anhaltende Herausforderungen
in der Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit psychischen
Erkrankungen. Während der Bericht Verbesserungspotential bei
Planungsgrundlagen, regionalen Unterschieden und Datenlücken
verortet, würdigt er gleichzeitig die bereits erzielten wesentlichen
Verbesserungen.

Besonders erfreulich: Die im Österreichischen Strukturplan
Gesundheit (ÖSG) vorgesehenen Planungsrichtwerte im ambulanten
Bereich wurden bereits 2022 erreicht – deutlich früher als
ursprünglich geplant. Mit einem Zuwachs von rund 39 Prozent im
extramuralen Bereich wurden viele neue Standorte eröffnet und somit
ein wichtiger Meilenstein in der patientennahen Versorgung gesetzt.

Die Sozialversicherung begrüßt diese Anerkennung, zumal sie ein
positives Ergebnis der laufenden Bestrebungen beim Ausbau der
niedergelassenen Versorgung ist. Gleichzeitig bestätigt die
Sozialversicherung, dass es noch Handlungsbedarf gibt: Im Fokus
stehen dabei die Beseitigung regionaler Versorgungsunterschiede, die
Anpassung der Planungswerte und die Verbesserung der Datenlage. Daher
unterstützt die Sozialversicherung die laufenden Arbeiten des
Gesundheitsministeriums zur Weiterentwicklung des ÖSG und der
regionalen Strukturpläne, der RSG.

Versorgung wird weiterentwickelt – 5 neue Ambulatorien für Kinder
– und Jugendpsychiatrie, 5 neue Kassenordinationen im Jahr 2024

Der Rechnungshofbericht bezieht sich auf den Prüfzeitraum von 2017
bis 2022. Allein die Zahl der besetzten Kassenstellen in diesem Fach
ist von 27 im Jahr 2017 auf 38 im Jahr 2022 angestiegen. Die
Weiterentwicklung des Kinder- und Jugendpsychiatrischen Angebots ist
auch danach nicht stehengeblieben: Bereits im Jahr 2024 konnten
weitere wichtige Versorgungsangebote realisiert werden, die auch den
Empfehlungen des Rechnungshofs entsprechen. Die jüngsten
Entwicklungen zeigen das kontinuierliche Engagement für eine
bedarfsgerechte Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit
psychischen Erkrankungen:

5 neue multidisziplinäre Ambulatorien, in denen unter einem Dach
verschiedene therapeutische Leistungen (ärztliche, psychologische und
therapeutische Diagnostik und Behandlung) integriert angeboten
werden.

5 neue Kassenordinationen für Kinder- und Jugendpsychiatrie.

2 neue Tageszentren, die eine intensivere Betreuung ermöglichen.

5 mobile Home-Treatment-Teams, die Kinder und Jugendliche direkt
zu Hause betreuen – ein innovatives Modell, das in Österreich
erstmals mit einem Vertragsrahmen ausgestattet wurde.

Diese neuen Angebote sind wichtige Schritte, die Versorgung
weiterzuentwickeln und innovative Wege zu erproben. Initiativen wie
die Home-Treatment-Teams sind dabei Pilotprojekte, in die die
Sozialversicherung bewusst investiert, um die Betreuungslage
langfristig zu verbessern. Klar ist aber auch: Damit allein ist es
noch nicht getan. Wartezeiten sind nach wie vor Realität, und jedes
einzelne Schicksal macht deutlich, wie wichtig der kontinuierliche
Ausbau dieser Strukturen ist, auch abseits der Empfehlungen des
Rechnungshof.

„Wir sind erst am halben Weg“
Trotz der erzielten Fortschritte bleibt die Lage in der Kinder- und
Jugendpsychiatrischen Versorgung herausfordernd. Die Zahl der
Fachärztinnen und Fachärzte für Kinder- und Jugendpsychiatrie ist
nach wie vor begrenzt, und es bestehen teils deutliche regionale
Unterschiede in der Erreichbarkeit von Angeboten.

„Wir haben in den letzten Jahren viel erreicht: Ein Zuwachs von
40 Prozent bei Ordinationen und Ambulatorien für Kinder- und
Jugendpsychiatrie zeigt, dass wir in diesen Bereich nachweisbar
investieren, wir sind aber erst am halben Weg. Unser Ziel muss es
sein, dass jedes Kind und jede Familie im Bedarfsfall rechtzeitig die
passende Hilfe erhält. Dazu braucht es einen kontinuierlichen Ausbau
der Angebote, den wir gemeinsam mit unseren Partnern im
Gesundheitssystem Schritt für Schritt vorantreiben. Hier müssen alle
Partner in unserem Gesundheitssystem im Sinne unserer jüngsten
Versicherten geschlossen auftreten“, betont Peter McDonald,
Vorsitzender der Konferenz der Sozialversicherungsträger.

Claudia Neumayer-Stickler, stellvertretende Vorsitzende der
Konferenz der Sozialversicherungsträger ergänzt dazu: „Gerade wenn es
um die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen geht,
braucht es jede Anstrengung für eine gute Versorgung. Solidarität
bedeutet für uns, dass jedes Kind, – unabhängig davon, wo es lebt
oder aus welchem sozialen Umfeld es kommt – die Unterstützung
bekommt, die es braucht. Wir wissen, dass es noch große
Herausforderungen gibt, aber wir investieren gezielt in neue Modelle
und Angebote. Dabei sollen besonders auch multiprofessionelle
Versorgungszentren ausgebaut werden. Das ist eine Frage der
Gerechtigkeit und der Verantwortung gegenüber allen Kindern und ihren
Eltern in unserem Land.“

Planung und Daten als zentrale Hebel
Der Rechnungshof weist darüber hinaus darauf hin, dass die
Planungswerte aktualisiert und die Datenlage verbessert werden
müssen: Ohne verlässliche Diagnosedaten kann die Versorgung nicht
ausreichend zielgerichtet geplant werden. Die Sozialversicherung
unterstützt daher nachdrücklich eine Nachschärfung des
Dokumentationsgesetzes, und die daraus folgende bessere Dokumentation
und Datentransparenz auch im niedergelassenen Bereich, einschließlich
der Wahlärztinnen und -ärzte. Nur wenn diese Daten vollständig
vorliegen, lassen sich Versorgungslücken verlässlich erkennen und
schließen.

Die österreichische Sozialversicherung wird den bereits
eingeschlagenen Weg konsequent fortsetzen und gemeinsam mit dem
Gesundheitsministerium und den Partnern in der
Bundeszielsteuerungskommission weitere Verbesserungen umsetzen. Mit
Mitteln unter anderem aus dem Finanzausgleich – rund 300 Millionen
Euro stehen für diesen Bereich jährlich bis 2029 zur Verfügung –
werden die bestehenden Strukturen ausgebaut und neue Modelle
gefördert.