Wien (OTS) – Eine internationale klinische Studie unter Leitung der
Medizinischen
Universität Wien zeigt, dass der Wirkstoff Patritumab Deruxtecan (
HER3-DXd) vielversprechende Wirkung bei Patient:innen mit aktiven
Hirnmetastasen verschiedener Tumorarten entfalten kann. Sowohl bei
nicht-kleinzelligem Lungenkrebs (NSCLC) als auch bei metastasiertem
Brustkrebs konnten Patient:innen mit fortgeschrittener Erkrankung von
der Behandlung profitieren, wie nun zwei simultane Publikationen in
The Lancet Oncology zeigen.
Die Studien wurden an mehreren Zentren in Österreich und Spanien,
darunter der Klinischen Abteilung für Onkologie, Universitätsklinik
für Innere Medizin I von MedUni Wien und AKH Wien, durchgeführt. Im
Mittelpunkt der Untersuchungen stand das Antikörper-Wirkstoff-
Konjugat Patritumab Deruxtecan (HER3-DXd), das gezielt an das
Zelloberflächenprotein HER3 bindet. Hirnmetastasen sind ein häufiges
und schwer behandelbares Problem bei fortgeschrittenen
Krebserkrankungen. Rund ein Drittel der Patient:innen mit NSCLC und
ein erheblicher Anteil der Patient:innen mit metastasiertem
Brustkrebs entwickeln im Krankheitsverlauf Absiedelungen im Gehirn.
Bestehende Therapieoptionen sind begrenzt, besonders wenn Metastasen
nach lokaler Behandlung weiterwachsen. Frühere Forschungsergebnisse
der Klinischen Abteilung für Onkologie deuteten bereits darauf hin,
dass HER3 bei Hirnmetastasen besonders häufig exprimiert wird. Diese
Beobachtung legt nahe, dass HER3 ein vielversprechendes
therapeutisches Ziel darstellen könnte.
Brustkrebs: Ein Viertel profitiert von neuer Therapie
In Kohorte 1 der TUXEDO-3-Studie wurden 21 Patientinnen mit
metastasiertem Brustkrebs und aktiven Hirnmetastasen behandelt.
Unabhängig vom Tumorsubtyp (Hormonrezeptor-positiv, HER2-positiv,
triple-negativ) erreichten 23,8 % ein Ansprechen im Gehirn.
Nebenwirkungen waren überwiegend handhabbar; schwere unerwünschte
Wirkungen traten bei 28,6 % der Patientinnen auf, ohne
therapiebedingte Todesfälle. Erstautor Rupert Bartsch, Onkologe an
der Klinischen Abteilung für Onkologie, Universitätsklinik für Innere
Medizin I von MedUni Wien und AKH Wien, erklärt: „Bei rund einem
Viertel der Patientinnen mit metastasiertem Brustkrebs und aktiven
Hirnmetastasen gab es durch HER3-DXd messbare, positive Effekte im
Gehirn, Bei diesen stark vorbehandelten Patientinnen, meist ohne
valide Therapiealternative, muss ein Ansprechen bei rund einem
Viertel als Erfolg gewertet werden. Wichtig ist dabei auch eine
Stabilisierung oder sogar eine Verbesserung der Lebensqualität unter
Therapie.“
30 Prozent der NSCLC-Patient:innen mit aktiven Hirnmetastasen
sprechen an
Kohorte 2 der TUXEDO-3-Studie untersuchte HER3-DXd bei 20
Patient:innen mit nicht-kleinzelligem Lungenkrebs (NSCLC) und aktiven
Hirnmetastasen. Sechs Patient:innen (30 %) zeigten ein objektives
Ansprechen im Gehirn, womit das vordefinierte Studienziel erreicht
wurde. Bemerkenswert: Auch Patient:innen ohne genetische
Treibermutationen sprachen an, was auf ein breiteres
Anwendungspotenzial hinweist. „Im Rahmen der sogenannten TUXEDO-3-
Studie haben wir erstmals die Wirksamkeit eines HER3-gerichteten
Antikörper-Wirkstoff-Konjugates gezielt zur Behandlung
fortschreitender Hirnmetastasen bei Lungenkrebs-Patient:innen
untersucht“, sagt Thorsten Füreder, Erstautor der Publikation und
Onkologe an der Klinischen Abteilung für Onkologie,
Universitätsklinik für Innere Medizin I von MedUni Wien und AKH Wien.
„Das beobachtete Ansprechen im zentralen Nervensystem ist ein
bedeutender Fortschritt für diese schwer behandelbare
Patient:innengruppe.“
Mögliche zielgerichtete Behandlungsoption bei Hirnmetastasen
„Beide Studien liefern erste prospektive Hinweise, dass HER3-DXd
eine neuartige, zielgerichtete Behandlungsoption für Patient:innen
mit Hirnmetastasen bei Lungen- und Brustkrebs sein könnte“, erklärt
Studienleiter Matthias Preusser, Leiter der Klinischen Abteilung für
Onkologie an der Universitätsklinik für Innere Medizin I von MedUni
Wien und AKH Wien. „Unsere Ergebnisse legen nahe, dass HER3-DXd nicht
nur für genetisch definierte Untergruppen, sondern auch für breitere
Patientengruppen mit aktiven Hirnmetastasen von Brustkrebs und
Lungenkrebs eine mögliche Behandlungsoption darstellt.“
HER3-DXd ist derzeit noch nicht zugelassen. Weiterführende
größere Studien sind notwendig, um den klinischen Nutzen zu
bestätigen.
Publikationen: The Lancet Oncology
Patritumab deruxtecan (HER3-DXd) in patients with active brain
metastases of non-small cell lung cancer: the multicentre, single-
arm, phase II TUXEDO-3 trial.
Thorsten Fuereder, Javier Garde-Noguera, Juan José García-Mosquera,
Manuel Ruiz-Borrego, María Valero, Antonio Llombart-Cussac, María
Gion, Richard Greil, Miriam Arumi, Marta Campolier, José Antonio
Guerrero, Giulia Raimondi, Mario Mancino, Carlos Jiménez-Cortegana,
Marta Vaz-Batista, Felicitas Oberndorfer, Maximilian Marhold, Anna
Sophie Berghoff, Julia Furtner, Rupert Bartsch, Matthias Preusser.
https://doi.org/10.1016/S1470-2045(25)00465-6
Patritumab deruxtecan in patients with active brain metastases of
breast cancer (TUXEDO-3: a multi-centre, single-arm phase 2 trial.
Rupert Bartsch, Maximilian Marhold, Javier Garde-Noguera, María Gion,
Manuel Ruiz-Borrego
Richard Greil, Maria Valero, Antonio Llombart-Cussac, Juan José
García-Mosquera, Miriam Arumí, Javier Cortés, Marta Campolier, José
Antonio Guerrero, Felipe Slebe, Elena Martínez-García, Carlos Jiménez
-Cortegana, Marta Vaz-Batista, Felicitas Oberndorfer, Julia Furtner
Throsten Fuereder, Anna Sophie Berghoff, Matthias Preusser.
https://doi.org/10.1016/S1470-2045(25)00470-X