Vernetzte Produktionsmaschinen und smarte Produkte: die Digitalisierung der Stahlbranche

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Die Digitalisierung bezieht sich auf den zunehmenden Einsatz digitaler Technologien. Der ausgelöste Wandel betrifft die unterschiedlichsten Industrien. Er führt zu disruptiven Veränderungen. Die Wettbewerbsfähigkeit etablierter Unternehmen hängt wesentlich davon ab, bei der Entwicklung neuer Produkte die Potenziale der Digitalisierung auszunutzen. Die Auswirkungen der digitalen Transformation zeigen sich auch in der traditionsbewussten Stahlbranche.
Vernetzte Fertigungsmaschinen, smarte Produkte und digitalisierte Vertriebsprozesse erhöhen die Produktivität und eröffnen neue Geschäftsmodelle.

Qualitäts- und Konkurrenzdruck: Digitalisierung als Lösung im Wettbewerb

Weltweit zeigt sich eine hohe Nachfrage nach Erzeugnissen aus Stahl. Prognosen zufolge hält sie in den nächsten beiden Jahrzehnten an. Etablierte Unternehmen erhalten allerdings zunehmend Konkurrenz aus dem asiatischen Raum. Dazu kommen strenge Anforderungen an die Qualität der Produkte sowie deren Produktion. Die Kunden erwarten:

  • langlebige,
  • stabile und
  • belastungsfähige

Stahlkomponenten. Bei den Herstellern richtet sich der Fokus auf eine energiesparende Fertigung, die wenig Emissionen produziert und geltende Recyclingvorgaben einhält.
Die vielfältigen Herausforderungen führen zum Bedarf an intelligenten und digitalisierten Prozessen. Dabei unterteilt sich die Digitalisierung der Stahlbranche in vier große Gebiete:

  • Digitalisierung der Fertigungsprozesse,
  • smarte Produkte,
  • digitalisierte Vertriebsprozesse,
  • Vernetzung mit dem Kunden.

Industrie 4.0 und künstliche Intelligenz – Digitalisierung der Herstellungsverfahren

Innovative Fertigungstechnologien aus dem Bereich der Industrie 4.0 ermöglichen digitalisierte Herstellungsprozesse. Die Vernetzung der Produktionsmaschinen eröffnet neue Potenziale bei der Analyse von Echtzeit-Informationen. Hierbei kommunizieren die Maschinen untereinander. Sie melden Daten an eine zentrale Stelle. Deren Steuerung erfolgt über cyberphysische Systeme. Die Auswertung großer Datenmengen mittels Big-Data-Methoden sorgt für maximale Transparenz und ermöglicht die vorbeugende Wartung.
In der nächsten Entwicklungsphase führt künstliche Intelligenz zu lernenden Systemen. Diese können auftretende Störungen selbst bearbeiten. Demnach reduziert die Digitalisierung auftretende Fehler, erhöht die Produktivität und sorgt für mehr Flexibilität. Die größte Herausforderung bei der Realisierung von Industrie 4.0 dabei liegt in der Integration der bestehenden Produktionsmaschinen aus Zeiten vor der Vernetzung.

Smarte Produkte ermöglichen innovative Services

Neben der Nutzung digitaler Technologien bei den Fertigungsverfahren digitalisierten die Hersteller gleichermaßen ihre Erzeugnisse. Die smarten Produkte vereinen physische Eigenschaften mit digitalen Fähigkeiten. Als typisches Beispiel gilt der Einbau von Sensoren, die regelmäßig Zustands- oder Umgebungsdaten an ein IT-Backend übertragen. Die intelligente Auswertung der gesammelten Daten ermöglicht innovative Services, etwa im Bereich der Predictive Maintenance.
Solche digitalen Dienste bieten den Herstellern die Chance, hybride Produkte anzubieten. Durch die Kombination von digitalisierten Stahlprodukten mit begleitenden Dienstleistungen entstehen neue Geschäftsmodelle in der Branche. Mit innovativen Lösungen, die das Kerngeschäft ergänzen, sichern die Unternehmen ihre Wettbewerbsfähigkeit. Dadurch steigen Stahlfirmen vom Lieferanten einzelner Produkte zum Anbieter komplexer Lösungen auf.

Stahlbranche zeigt Aufholbedarf bei der Digitalisierung des Vertriebs

Obgleich der seit vielen Jahren hohen Bedeutung des E-Commerce arbeitet die Stahlindustrie vergleichsweise traditionell. Das zeigt sich beispielsweise bei den weitverbreiteten Bestellmethoden. Viele Firmen nehmen ihre Aufträge noch immer per Telefon oder Fax entgegen. Bestellungen online über Stahlhersteller gehören noch zur Seltenheit.
Dementsprechend zeigt die Branche bei der Digitalisierung der Vertriebsprozesse Aufholbedarf. Geschäftskunden erwarten auch im B2B-Segment ein Einkaufserlebnis, das sie aus dem privaten Shopping kennen. Moderne und intuitive Shops und ein professioneller Kundenservice gehören zu den Basisanforderungen. Die richtige Strategie hängt von den abzusetzenden Produkten ab. Bei komplexen Angeboten mit hohem Erklärungsbedarf reicht ein Webshop alleine nicht aus. In diesem Fall empfehlen sich ergänzende Services mit konkreten Informationen.

Vernetzung mit Kunden und Lieferanten

Die Implementierung eines Onlineshops stellt für Stahlunternehmen nur den ersten Schritt dar. Als Nächstes geht es darum, die Potenziale der Digitalisierung weiter auszunutzen. Das Ziel besteht in der vollständigen Vernetzung mit den Kunden und den Lieferanten. Die überbetriebliche Integration erzeugt ein digitales Abbild der realen Lieferkette, wodurch sich deren Effizienz erheblich verbessert. Als Beispiel eignet sich die Fähigkeit, den Absatz zu prognostizieren. Die enge Vernetzung mit dem Kunden liefert das notwendige Wissen, um dessen Bedarf exakt vorherzusagen. Dadurch können Stahlunternehmen ihre Bestände minimieren und Lagerkosten sparen. Der Austausch mit den eigenen Zulieferern im Wertschöpfungsnetzwerk erzeugt auch für vorgelagerte Akteure verlässliche Bedarfsprognosen.