Wiens Geheimwaffe gegen die Hitze: Die Grätzloasen
Die Temperaturen in Wien steigen unaufhaltsam, und die Bewohner der Stadt suchen verzweifelt nach Abkühlung. Während viele Wiener die Bäder und Naturstrände stürmen, bietet die Stadt eine innovative Lösung, die nicht nur Erfrischung verspricht, sondern auch das Stadtbild verschönert: die sogenannten Grätzloasen.
Was sind Grätzloasen?
Grätzloasen sind begrünte Parklets, die in den Parkspuren der Stadt errichtet werden. Sie bestehen aus Sitzgelegenheiten, Tischen und Pflanzen und sind in Wien schon an 110 Standorten zu finden. Diese grünen Inseln sind nicht nur ein Ersatz für fehlende Terrassen oder Balkone, sondern tragen auch zur Verbesserung des Mikroklimas in dicht bebauten Stadtteilen bei.
Laut Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky sind die Grätzloasen ein wesentlicher Bestandteil der städtischen Hitzeschutzformel, die auf mehr Grünraum, mehr Schatten und mehr Wasser setzt. „Jede grüne Grätzloase kühlt die Umgebung merklich ab“, betont Czernohorszky.
RONJA: Die modulare Grätzloase
Ein besonderes Highlight unter den Grätzloasen ist das modulare Konzept RONJA, benannt nach der beliebten Kinderbuchfigur Ronja Räubertochter. Diese modularen Oasen ermöglichen es Bürgern, begrünte Aufenthaltsräume vor ihrer Haustür zu gestalten, ohne selbst Hand anlegen zu müssen.
Dank flexibler Module können Hochbeete, Rankpflanzen und Sitzgelegenheiten individuell kombiniert werden. Das verwendete Upcycling-Holz aus der Seestadt Aspern sorgt für Nachhaltigkeit und unterstützt die regionale Kreislaufwirtschaft.
Die erstaunlichen Effekte der Grätzloasen
Die Wirkung der Grätzloasen ist beeindruckend: Messungen der Universität für Bodenkultur haben gezeigt, dass die Umgebungstemperatur im Vergleich zu Asphaltflächen um bis zu 29 °C gesenkt werden kann. Seit letztem Jahr wurden bereits 12 RONJAs in verschiedenen Wiener Bezirken realisiert, darunter Neubau, Meidling und Penzing.
Automatische Bewässerung: Ein technisches Highlight
Seit dem Frühjahr sind die RONJAs mit einem solarbetriebenen Bewässerungspaket ausgestattet. Dieses umfasst eine Pumpe, einen Wasserspeicher und einen automatischen Timer, der die Pflege der Begrünung auch bei langanhaltender Trockenheit sicherstellt.
„Die modulare Grätzloase RONJA macht Bürger mit einfachen Mitteln zu Gestaltern im öffentlichen Raum“, erklärt Sabrina Halkic, Geschäftsführerin des Vereins Lokale Agenda 21 Wien. In partizipativen Workshops entscheiden Nachbarn gemeinsam über die Ausstattung und Begrünung ihrer Grätzloase.
10 Jahre Grätzloase: Ein Rückblick
Das Aktionsprogramm Grätzloase feiert sein zehnjähriges Bestehen und ist aus der Wiener Mitmach-Kultur nicht mehr wegzudenken. Seit seinem Start im Jahr 2015 wurden über 1.000 Projekte umgesetzt, von begrünten Parklets über Nachbarschaftsgärten bis hin zu Pop-Up-Spielstraßen.
Die modulare Grätzloase RONJA ist seit 2024 Teil des Programms und hat sich schnell als beliebtes Modell etabliert. „Besonders freut uns die innovative automatische Bewässerung, die eine wichtige Grundversorgung der Pflanzen auch in heißer Urlaubszeit sicherstellt“, sagt Peter Schneider von der RONJA HuglWood.
Vergleich mit anderen Städten
Andere Städte in Österreich und weltweit schauen neidisch auf Wiens Vorreiterrolle bei der Begrünung städtischer Räume. Während Graz und Linz ähnliche Projekte starten, ist Wien mit seinen Grätzloasen bereits ein internationales Vorzeigeprojekt für nachhaltige Stadtentwicklung.
Die Auswirkungen auf die Bürger
Für die Wiener bedeutet die Einführung der Grätzloasen mehr als nur eine Möglichkeit zur Abkühlung. Sie fördern die soziale Interaktion, stärken die Nachbarschaft und bieten einen Rückzugsort inmitten des städtischen Trubels.
„Die Grätzloasen haben unser Viertel belebt und bieten uns eine willkommene Abwechslung zum Alltag“, berichtet eine Anwohnerin aus dem 7. Bezirk. Die positiven Rückmeldungen der Bürger zeigen, dass das Konzept aufgeht.
Die Zukunft der Grätzloasen
Die Stadt Wien plant, das Netzwerk der Grätzloasen in den kommenden Jahren weiter auszubauen. Ziel ist es, in jedem Stadtteil mindestens eine Grätzloase zu etablieren und so das Stadtklima nachhaltig zu verbessern.
Experten sind sich einig: Die Grätzloasen sind ein wichtiger Schritt in Richtung einer grüneren und lebenswerteren Stadt. „Die Kombination aus Bürgerbeteiligung, Nachhaltigkeit und technischer Innovation macht die Grätzloasen zu einem Erfolgsmodell, das auch in anderen Städten Schule machen könnte“, prognostiziert Stadtplanerin Dr. Eva Müller.
Fazit
Die Grätzloasen in Wien sind mehr als nur ein Mittel gegen die Hitze. Sie sind ein Symbol für eine lebendige Stadt, die ihre Bürger einlädt, aktiv am Stadtleben teilzunehmen und gemeinsam für eine bessere Zukunft zu arbeiten. Mit ihrer Kombination aus Innovation, Nachhaltigkeit und Bürgernähe sind sie ein leuchtendes Beispiel für moderne Stadtentwicklung.