Interview mit David Leander, der Auslandsösterreicher hat in der Schweiz eine Edelmetallhandelsplattform gegründet. Er will damit den Handel von Edelmetallen zwischen Privatpersonen vereinfachen und Edelmetall wieder attraktiver machen.

Redaktion

Herr Leander, wie kommt man dazu, als Österreicher in das Banken- und Goldland Schweiz zu gehen und dort eine Handelsplattform zu gründen?

Na ja, ich war ja schon da und habe darum die Geschäftsidee gleich in der Schweiz umgesetzt.

Ich lebe schon seit meiner Geburt hauptsächlich in der Schweiz, auch wenn die Verbindung zu Österreich immer stark war und ich viel Zeit in Österreich verbracht habe. In meiner Jugend habe ich zeitweise in Österreich gearbeitet.

Warum braucht es in der Schweiz eine Plattform für Edelmetallhandel, man hat den Eindruck, da sollte es genug Banken geben, die das machen?

Es gibt nicht nur Banken, die übrigens gar nicht mehr so wichtig für die Schweizer Wirtschaft sind, wie man gemeinhin annimmt, sondern auch Händler, das stimmt schon. Aber beide konzentrieren sich vorwiegend auf Großkunden und bieten Kleinkunden auf die wir uns bei PreMeSec.ch konzentrieren eher unattraktive Konditionen.

Warum ist das so?

Ich persönlich denke Banken haben wie viele andere Unternehmen auch Mühe, die Chancen der Digitalisierung voll auszunutzen und damit ihre Dienstleistung günstiger anzubieten. Außerdem können Sie aufgrund fehlender Konkurrenz die Preise diktieren, dann fehlt es auch Motivation zur Digitalisierung.

Das würden die Banken sicher bestreiten, schließlich investieren sie viel in ihre E-Bankingangebote!

Das ist genau der Punkt, ich sage nicht, dass die Banken die Chancen nicht nutze, sondern eben zu wenig. Ich denke, Banken treiben die Digitalisierung nur in ihrem Kerngeschäft und in den profitablen Bereichen vorwärts. Was nicht profitabel ist, streichen sie, statt zu versuchen, es durch Digitalisierung wieder profitabel zu machen.

Beispiele neben dem Edelmetallhandel sind Währungswechsel, Kryptos und Aktientrading. Kryptos haben sie total verschlafen und Trading für Kleinanleger ist so unattraktiv, dass es kaum eine Rolle spielt. In all den Bereichen mussten digitale Jungunternehmen die Märkte übernehmen, Bitpanda aus Österreich ist da ein tolles Beispiel. Und dasselbe gilt meiner Meinung nach bei Edelmetallen. Großkunden werden mit attraktiven Konditionen umgarnt, während die Aufschläge für Kleinkunden viel zu hoch sind, quasi ein Angebot zum Ablehnen. Wir können als Jungunternehmen nun das Angebot digitalisieren und quasi auf der grünen Wiese beginnen, ohne dass wir durch Strukturen und Hierarchien eines bestehenden Unternehmens eingeschränkt sind. Da haben wir zugegebenermaßen einen Vorteil.

Sie sehen ihre Plattform also gar nicht als Konkurrenz für die Banken?

Nein, wir bei PreMeSec.ch werben damit, dass wir günstiger sind als die Banken, aber ich denke, wir bearbeiten hier einen Markt, den die Banken eigentlich gar nicht wollen. Womit wir eher ein ergänzendes Angebot schaffen als ein Konkurrenzangebot.

Wie können Sie den günstiger sein als die Banken?

Wir sind, wenn man so will, eine reine Vermittlungsplattform. Wir bringen Verkäufer von Edelmetallen mit Käufern zusammen, dadurch müssen wir kein Kapital für den Handel mit Edelmetall haben, was die Kosten natürlich wesentlich drückt. Außerdem hat die Tatsache, dass wir an der Transaktion selbst nicht beteiligt sind, Auswirkungen bei der Regulierung.

Bei Ihnen verkaufen sich also Privatpersonen gegenseitig Edelmetall, da komme mir sofort Sicherheitsbedenken, ist das kein Problem?

Das ist natürlich ein Gedanke, der beinahe allen Leuten kommt, die von der Idee hören. Aber Sorgen darüber sind unbegründet. Wir nehmen eine vertiefte Prüfung der Nutzer vor und nutzen verschiedene technische Vorsichtsmaßnahmen. Das ist wesentlich mehr als andere Secondhand Plattformen im Internet tun.

Außerdem muss man auch immer schauen wie Kriminelle vorgehen. Es ist wesentlich attraktiver für Betrüger, auf einer Plattform ein neues Handy oder ein Paar Sneakers Sammlerwert anzubieten, für 500 € bis 800 €, das Geld zu kassieren und nicht zu liefern, als beispielsweise einen einfachen Dukaten für 150 € anzubieten.

Wenn man sich an unsere Tipps zum sicheren Handel im Internet hält, die auch von den Spezialisten der Polizei empfohlen werden, ist das sehr sicher.

Die Leute handeln heute übers Internet teure Gegenstände miteinander, da sind die Münzen und kleinen Goldbarren, die bei uns gehandelt werden, geradezu günstig.

Die Plattform, die Sie gegründet haben, ist zurzeit nur in der Schweiz nutzbar, warum bieten Sie sie in Österreich oder der EU nicht auch an?

Der Markt in der EU ist natürlich groß und attraktiv und für uns auch der erste logische Schritt für eine Expansion. Aus rechtlichen Gründen wollten wir uns aber zuerst mal auf einen kleinen Testmarkt fokussieren und später expandieren und uns nicht schon zu Beginn verzetteln.

Wie schätzen Sie die Schweiz als Markt im Vergleich zur EU ein?

Das ist eine spannende Frage, die man von ganz vielen Standpunkten aus betrachten kann. Die Mehrsprachigkeit in der Schweiz macht es zu einem interessanten, aber anspruchsvollen Testmarkt.

Die unternehmerfreundliche Gesetzeslage vereinfacht vieles.

Die Menschen in der Schweiz sind ähnlich wie die Österreicher nicht so preissensitiv wie andere Konsumenten. Das ist für ein Start-up, welches eine Dienstleistung günstiger macht, nicht gerade ein Plus. Deutschland wäre da wahrscheinlich interessanter.

Wichtig ist, dass die Schweiz wie der Rest von Mitteleuropa wirtschaftsstark ist, dadurch haben Privatpersonen auch Edelmetalle. Je nach Statistik übrigens gar nicht viel mehr als Österreicher oder Deutsche, eher 10 % – 30 %.

Welche Münzen werden in der Schweiz gehandelt?

In der Schweiz werden alle Münzen gehandelt. Für Kleinanleger und als Geschenk ist die alte Schweizer 20 Franken Münze, das sogenannte Goldvreneli, die wichtigste Münze. Im Gewicht entspricht sie der 8 Gulden Münze, welche heute noch von der Münze Österreich hergestellt wird. Aber auch die modernen Goldmünzen wie Krügerrand und Wiener Philharmoniker sind sehr beliebt bei Schweizer Goldkäufern.

Die kleinen Goldbarren zu 1, 2 und 5 Gramm werden aber auch immer beliebter.

Im Sommer vermeldeten die Medien, dass der Markt für Gold in Deutschland massiv eingebrochen ist, haben Sie das auf Ihrer Plattform bemerkt?

Wir sind ja noch am Anfang und gewinnen jeden Monat neue Kunden, somit sind Aussagen aufgrund unserer Entwicklung gerade zu anderen Märkten schwierig. Allgemein jedoch denken ich, dass Gold und Silber immer gehandelt werden wird und es unser Produkt noch lange brauchen wird. Durch die neue Transparenz und die niedrigeren Gebühren wollen wir Kleinmengen Edelmetall sogar noch attraktiver machen und den Markt vergrößern.

Viele Anlageberater und Finanzspezialisten raten von Edelmetall ab, da es keine Rendite bringt, wie sehen Sie das?

Da muss ich gleich mal einen Disclaimer voraus schieben, wir bei PreMeSec machen keine Anlageberatung, da muss also jeder sich selbst schlaumachen oder seinen Anlageberater fragen. Aber wenn man die letzten 10 Jahre anschaut, so haben Staatsanleihen und Aktien auch kaum oder sogar negative Rendite erzielt. Und das bevor man die Inflation abgezogen hat. Ich finde die Aussage darum etwas einseitig. Es stellt sich außerdem die Frage, ob Edelmetalle überhaupt Anlagen sind. Gold wird von gewissen Spezialisten eher mit einer Währung gleichgesetzt, die aber nicht von einer Nationalbank beeinflusst wird. Das ist jedoch eine Diskussion mit einer politischen Komponente, bei der ich mich raus halte.

Da merkt man, dass Sie in der Schweiz leben…

[lacht]

Die Frage, wie sie nun zu Edelmetallen stehen, haben Sie nun aber nicht beantwortet!

Wie gesagt, ich mache da keine Empfehlungen, persönlich besitze ich aber Edelmetalle und wenn ich von Edelmetallen nichts halten würde, hätte ich PreMeSec.ch wohl auch nicht gegründet.