Zeitenwende im Bankensektor

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Der Umbruch in der europäischen Bankenlandschaft hat erst begonnen. Die seit rund 15 Jahren immer stärker auf den Markt drängenden Direktbanken waren erst der Anfang. Seit einigen Jahren buhlen noch reduziertere, noch agilere Fintech-Startups um die Ein- und Anlagen der Privatkunden, gleichzeitig drängen reine Zahlungsdienstleister wie PayPal über Services wie Google Pay ins Zahlungsgeschäft am POS und nehmen hier den alteingesessenen Dienstleistern die Kartengebühren vom Brot. Gleichzeitig steigen die Anlagebeträge in ETFs immer weiter an und verdrängen allmählich die klassischen gemanagten Fonds auch bei den mittelgroßen Anlagebeträgen.

Konsolidierung steht bevor

Der sich am Horizont abzeichnende Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union mag den Bankhäusern von Frankfurt bis Paris noch einmal eine Verschnaufpause verschaffen, da Kunden, die bislang ihre Europageschäfte von britischen Geldhäusern koordinieren ließen, momentan auf den Kontinent wechseln. Doch weder die europäischen Banken noch ihre Mitarbeiter sollten sich hier Illusionen hingeben. Eine Konsolidierung des Marktes steht mittelfristig bevor und wird insbesondere in den unteren und mittleren Schichten des Managements Entlassungen auslösen.

Vorbereitung auf die Zukunft

Wie auch in anderen Branchen haben hier all diejenigen die größten Chancen, die sich schon jetzt auf die Herausforderungen des neuen, noch stärker digitalisierten Marktes vorbereiten. Das bedeutet vor allem eine erhöhte Anpassungsfähigkeit und Flexibilität zu entwickeln. „Lebenslanges Lernen“, wie die Politik es gerne nennt, als notwendigen Skill für die weitere Laufbahn zu akzeptieren. Ausbildung oder Studium, wenn sie erst einmal ein paar Jahre zurückliegen, haben inhaltlich nur noch wenig mit der Branche von heute zu tun. Wer nicht am Ball bleibt, droht abgehängt zu werden.

Imagepflege und Coaching durch Outplacement-Programme

Doch in der Praxis spielen für die Neuorientierung am Arbeitsmarkt nicht bloß Kenntnisse und Fähigkeiten eine Rolle. Es geht auch darum, Image und Ruf bei Zeiten soweit aufzupolieren, dass eine neue Beschäftigung oder erfolgreiche Selbstständigkeit aus dem Stand gelingen. Viele Arbeitgeber bieten Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dafür im Rahmen einer Abfindung sogenannte Outplacement-Services an. Das sind spezielle Beratungen und Coachings, bei denen die Teilnehmer individuell auf die Herausforderungen des vor ihnen liegenden Arbeitsmarkts vorbereitet werden. Gemeinsam wird eine Strategie entwickelt, um eventuell vorhandene Lücken aufzufüllen, ein persönliches Markenimage zu entwickeln und die Adaption und Anpassung an veränderte Marktbedingungen zu vereinfachen.

Es ist fünf vor zwölf

Noch ist es nicht zu spät, auf die Entwicklungen in der Finanzbranche zu reagieren. Aber die Zeit läuft. Der Brexit wird aller Voraussicht nach für die Beschäftigten bei kontinentaleuropäischen Banken eine kleine Atempause bedeuten (wenngleich es natürlich wichtig ist, hier zu betonen, dass die Folgen des britischen EU-Austritts auch für die europäische Bankenlandschaft nur schwer vorherzusehen sind – es ist also nicht auszuschließen, dass die Veränderungen die Digitalisierung des Marktes sogar noch beschleunigen könnten). Als Angestellte im Bankensektor sollten Sie die Möglichkeiten, die Ihnen Ihr Arbeitgeber zur Fortbildung und Profilschärfung bietet jetzt schon nutzen. Bei einem Wechsel des Arbeitgebers kann es sich lohnen, darauf zu achten, dass der neue Arbeitgeber Ihnen für die Zukunft ein Outplacement-Programm zusichert. Auch bei Gehaltsverhandlungen ist es möglich, so etwas anzusprechen. Sie machen damit gegenüber Ihrem (zukünftigen) Arbeitgeber deutlich, dass Sie die Dynamik und die Unsicherheiten des Marktes im Blick haben.

Auch in anderen, von der sich immer weiter selbstverstärkenden Digitalisierung unter Druck gesetzten, Branchen, kann es sinnvoll sein, sich mit dem Prinzip von Outplacement-Programmen auseinanderzusetzen. Der Arbeitsmarkt ist heute generell wesentlich kleinteiliger und flexibler, als noch in den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts. Jobwechsel finden häufiger statt, von Ihnen als Arbeitnehmer erwartet man die Bereitschaft Neues zu lernen und sich Veränderungen anzupassen. Gegenüber Ihrem Arbeitgeber sollten Sie ebenso selbstsicher auftreten und verlangen, dass dieser Ihnen den für die Flexibilität notwendigen Raum auch zusichert.